Donnerstag, 9. Juni 2011

Good VS. Evil





Solange ich zu abstraktem Denken fähig war, habe ich darüber gegrübelt, w a r u m die Welt existiert, o b sie existiert  und ob ICH existiere. Ich dachte daran, dass Hunde Gerüche sehen können und Menschen nicht, es aber nachweislich Gerüche gibt. Ich dachte daran, dass alle Blinden einen anderen Teil desselben Elefanten ertasteten, aber nicht merken, dass sie nur Details ein und derselben Einheit erkannten. Ich dachte mir, wenn ich sage: "Die Wiese ist grün" und du stimmst mir zu, dann muss das dennoch nicht zwangsweise heißen, dass wir dieselbe Farbe sehen - wir nennen nur denselben Namen.

Ich fragte mich: "Wenn ein Baum in einem Wald umfällt, in dem keiner ist, der ihn hören könnte - macht er dann ein Geräusch?"

Und nach vielen vielen Jahren hatte ich eine Theorie über die Welt. Weitere Jahre vergingen bis ich herausfand, dass auch andere Menschen, Philosophen diese Ansicht teilten und sie sich "Radikaler Konstruktivismus" nennt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus)

Der Radikale Konstruktivismus vermittelt ein Gefühl der Unfassbarkeit, der Ohnmacht, des Unwissens - aber er erweckt auch Forscherdrang, zumindest in mir.
Ich dachte erst ich könnte die Thesen mit einem einfachen Beispiel widerlegen: Wenn ich etwas für Gift halte und ich verabreiche es einem anderen im Geheimen, dann sollte er eigentlich nicht daran sterben, solange er überzeugt ist, dass es sich n i c h t um Gift handelt. Weil es ja nur in meiner Realität toxisch ist, in seiner aber nicht. ABER: Wenn man die Thesen ganzheitlich annimmt, gibt es keinen Anderen, da jede Person in meinem Leben nur ein Konstrukt meiner Wahrnehmung und meiner Sinne ist. Das heißt, dass mein Gegenüber doch sterben müsste, weil ich glaube, dass er stirbt und ich entscheide, was mit ihm passiert.

Die Ohnmacht bei dieser Ansicht liegt daran, dass wir wahrscheinlich nie wirklich erkennen können, ob es eine einzig wahre Realität gibt oder ob alles, was wir kennen nur Produkt unserer Phantasie ist.

Aber ich erkenne auch ein enormes Potential. Wenn alles, was für mich existiert nur ein Konstrukt meiner Wahrnehmung und geistigen Konstituion ist, dann hieße das ja, dass ich meine Umwelt nach belieben modellieren kann. WIE das vonstatten geht, müsste man natürlich erforschen. Allerdings gibt es schon Hinweise, die in diese Richtung deuten. (self-fullfilling prophecies)

Als Konsequenz ist mir noch eine sehr befriedigende (aber auch beunruhigende) Vorstellung gekommen. Wenn unsere Welt, unsere subjektive Realität wirklich unser Innerstes widerspiegelt, also eine Projektion unserer geistigen Konstitution darstellt, dann bedeutet das, dass schlechte Menschen auch in einer schlechten Welt leben und Gute in einer guten. Denn ein verdorbener Geist kann um sich nur eine genauso verdorbene Welt erschaffen. Folglich müssten wir uns nicht mehr an solchen Individuen rächen, sondern sie eher bemitleiden, da sie sich durch ihre Persönlichkeit ihre persönliche Hölle im Diesseits schaffen.
Allerdings müsste man hier wieder die Kausalität untersuchen: Gilt der Spruch "böse ist, wer Böses tut" oder wird der böse, dem schlechtes widerfahren ist?

Man könnte nun daran verzweifeln, dass es womöglich keinen der von uns geliebten Menschen wirklich gibt, dass es uns SELBST möglicherweise gar nicht gibt.
Man kann sich allerdings auch dafür entscheiden - und das gelingt mir mittlerweile, Gott sei Dank, im Großteil der Fälle - dass es eigentlich total egal ist. Die Welt, wie wir sie kennen, jeder einzelne für sich, birgt natürlich Trauer und Leid, aber auch Freude und Liebe. Diese Emotionen können wir SPÜREN, sie lösen Reaktionen in uns aus. Und das macht sie real, zumindest real genug. Letzendlich ist es egal, ob der Grund dafür wirklich existent ist.

Ich habe mich entschieden, an die Dinge zu glauben, die mir gut tun.

Mittwoch, 1. Juni 2011

My SOUL






Meine Seele.

Meine Seele ist so tief, dass ich manchmal darin zu ertrinken befürchte.
Sie ist so wild, dass ich Angst habe sie reisst mich in Stücke. 
Sie ist so schwer, dass sie mich mit sich in die Tiefe zieht.

Meine Seele ist alt.

Meine Seele ist so alt, dass ich mich im Hier und Jetzt deplaziert fühle.
Sie ist so weich, dass alles und jeder auf ihr Spuren hinterlässt.
Sie ist so schwarz, dass ich nicht mehr sehen kann, wohin ich gehe.

Meine Seele ist unberechenbar.

Learned Helplessness





Das ist es also.
Sie lies mich die Einzelheiten und Symptome beschreiben und dann kam ich selbst drauf: ein Paradebeispiel für erlernte Hilflosigkeit - also ich. Na toll. Scham und Selbstzweifel. Und Wut. Also war ich wie dieser Hund. Der in dem Käfig, der immer wieder einen Stromschlag bekam und keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren oder auszuweichen. Der dann irgendwann resignierte, sich auf den Käfigboden legte und sich schocken lies; immer und immer wieder.
Auch das noch.
Also ob die Wahrnehmungsdiffusion, das schwarz-weiß-Sehen, die unsichere Bindung, der Dopaminmangel, die Schlafstörungen, die Panikattacken, der Kontrollzwang und der ganze Rest nicht genug wären.
Mehr Wut.
Aber was konnte ich dagegen tun?
(Mal abgesehen davon, dass das schon wieder eine Sache war, die ich mit Mühe lernen musste, wohingegen sie bei anderen Menschen ganz automatisiert ablief. Frustration.)
Ich war schon so darauf konditioniert, Wut in Trauer und Selbstaggression zu verwandeln, dass es mir kaum mehr möglich war zu erkennen, in welchem Moment der Depression ich ursprünglich wütend gewesen war.
Weil ich mit den Jahren gelernt hatte, dass es mich nicht weiter brachte wütend zu sein, da ich an meiner Situation nichts ändern konnte. Da meine Meinung und Wünsche irrelevant waren.                        Dachte ich.
Aber mittlerweile wusste ich, dass ich stark sein muss, stark sein KANN.
Allein an alle Situationen, Dinge und Beziehungen zu denken, die mich eigentlich wütend machten und mir zuwider waren, war furchteinflößend. Wenn ich mir das alles eingestand, hatte das zur Folge, dass ich so viel ändern, so oft meine Stimme erheben und riskieren musste, in einen Konflikt zu geraten.
Aber so ist das wohl, wenn man für sich selbst kämpft. Und ich hatte einiges nachzuholen.
Ich musste Dinge in Frage stellen, die zu verlieren ich nicht bereit war. Auch wenn ihr Erhalt mich größtenteils unglücklich machte...

Ich entschied mich für den Kampf - den langen, harten Weg. Mal w i e d e r.
Raus aus der Hilflosigkeit.
Vielleicht konnte man den Strom ableiten oder damit à la Macgyver die Türscharniere sprengen?

Und allein diese Entscheidung gibt mir jetzt schon Kraft und Mut.
Es geht bergauf, immer mehr. Es ist anstrengend und schwer und es tut weh.

Es tut SO weh.

Aber es geht bergauf.