Montag, 4. November 2013

Montag, 7. Oktober 2013




That time of year thou mayst in me behold
When yellow leaves, or none, or few, do hang
Upon those boughs which shake against the cold,
Bare ruined choirs, where late the sweet birds sang.
In me thou see’st the twilight of such day
As after sunset fadeth in the west;
Which by and by black night doth take away,
Death’s second self, that seals up all in rest.
In me thou see’st the glowing of such fire,
That on the ashes of his youth doth lie,
As the deathbed whereon it must expire,
Consumed with that which it was nourished by.
This thou perceiv’st, which makes thy love more strong,
To love that well which thou must leave ere long.

William Shakespeare









Mittwoch, 3. Juli 2013

home is where the heart is.



Wir saßen zum ersten Mal zusammen in unserem neuen Wohnzimmer, umgeben von Umzugskartons, auf der zerschlissenen Oma-Couch, die wir wenige Tage zuvor auf einem Flohmarkt für einen lächerlich kleinen Betrag erstanden hatten. Dennoch war ich schon jetzt stolz auf diese Couch, UNSERE Couch in UNSEREM HAUS.
Meine beste Freundin, mein allerbester Freund Slash Partner und ich vereint. Ab jetzt schien die Zukunft chaotisch, abenteuerlich und sagenhaft vielversprechend.

Zuvor hatte es reichlich zu klären gegeben, wir alle hatten unsere Laster und Makel. Mein persönliches, WG-unkompatibelstes Laster war wohl mein Ordnungs- und Hygienewahn. Beziehungsweise das Ausmaß in dem ich den Ort, an dem ich lebe, verherrliche und behüten will. Mein Freund nannte das meine Neigung zum "Nest bauen". Unordnung schien mir respektlos gegenüber dem eigenen Zuhause, das doch immer eine Oase von Sicherheit und Geborgenheit darstellen sollte.
Viele meiner Freunde konnten das nicht nachvollziehen. Sie zelebrierten die erste eigene Bude, wo man nach gut Dünken in seinem ganz individuellen Messy-Chaos leben konnte, ohne dass die Eltern regelmäßig Terror machen. Sie verstanden auch nicht, dass ich nur selten und wenige ausgewählte Menschen zu mir nach Hause einlud und Weinflecken auf meiner eigens gestrichenen Wand so bedauerlich fand. Das waren doch Party-Relikte. Doch für mich war das die Wand, die ich ganz alleine zwei Tage lang gestrichen hatte - mit Farbe, die ich eigenständig und sorgfältig ausgesucht und von dem Geld, für das ich hart arbeiten musste, erstanden hatte. Jedes einzelne Teil in meiner Wohnung hatte eine Geschichte. Ich hatte alles erarbeitet oder gehortet - das Schneidebrett (aus Glas weil man das desinfizieren konnte), die antike Bank auf dem Balkon (die aussah wie aus einem Tim Burton Film), auch das Schuhregal (das in regelmäßigen zeitlichen Abständen unter seiner zu tragenden Last zusammenbrach).
Die Anderen konnten meine Liebe für meine Wohnung nie verstehen, weil ihre für sie nur ein Ort der ersten Unabhängigkeit war. Sie wollten weg - von Zuhause, von den Eltern, von Regeln. Sie wollten sich austoben, Spaß haben, eine Weile in einer neuen Stadt verbringen - und an den Wochenenden dann Heim zu Mama. Die Wäsche waschen lassen, sich den Magen voll schlagen und mit tütenweise Fressalien und Haushaltskram wieder zurück ins frei gewählte Exil.
Für mich jedoch, war meine Wohnung der einzige Anlaufplatz. Es gab nicht irgendwo ein anderes, "richtiges", ursprüngliches Zuhause, von dem aus ich mich auf Welterkundungstour aufmachen konnte. Es wartete nirgends eine liebevolle Familie mit Kuchen auf meine allwöchentliche Rückkehr. Für mich galt: what you see is what you get. Deshalb musste der Ort, an dem ich lebte, immer sicher sein, sauber und einladend.
Lange Zeit, mein ganzes Leben eigentlich, hatte ich von einem Haus geträumt, einem Zuhause - richtig kitschig mit Gartenzaun und Veranda, mit Blumen und Kuchen, einem Garten und einem Hund. Dort sollten Kerben im Türrahmen mein Wachstum dokumentierten. Ich dachte immer: wenn man ein Haus hat, ist man eine Familie. Dieser Irrglaube war so ausgeprägt, dass ich, als sich die Gelegenheit bot, viel Geld in ein Haus investierte - in der Hoffnung dort würden wir zu einen Familie werden. In meinen Träumen sah ich goldenes Licht die Räume durchfluten; es roch nach hausgemachtem Essen. Das Erwachen war bitter. Vier Wände und ein Dach machten letztendlich auch keinen Unterschied - man hatte nur mehr Platz, um sich aus dem Weg zu gehen.
Einen großen Haufen Geld ärmer, jedoch reicher an Erfahrung machte ich mich also auf in die Welt - um ein Zuhause zu finden und vielleicht eine Familie. Ich war bemüht zu lernen, mich um mich selbst zu kümmern und dies als Privileg und nicht als Last zu sehen. Ich wollte mein Glück nicht von Anderen abhängig machen. So baute ich mir mein kleines Refugium auf in dieser scheinbar grauen Welt, mit allem, was mir wichtig erschien: Licht, Bücher, Wärme und immer etwas zu Naschen. Mit der Zeit und ganz ohne es zu erwarten, fanden sich Menschen, die waren wie ich, dich mich verstanden und am wichtigsten: die mich schätzten, wie ich war. Diese Menschen teilten meine Träume und Hoffnungen und nahmen mich, mitsamt meiner Eigenheiten. Und ganz allmählich schien das Licht wärmer, die Luft frischer die Erdanziehungskraft schwächer. Und einfach so, keine Ahnung wie es passiert ist, auf tausenden Umwegen, die ich niemals so geplant oder erwartet hatte, hatte ich eine Familie.
Und weil eine Familie zusammen sein sollte und Platz braucht, suchten wir uns ein Haus. Und in dem Moment, als wir über die Türschwelle schritten, (keuchend und unsere Flohmarkt-Couch schleppend,) wurde dieses kleine Haus zu einem Zuhause.

Donnerstag, 16. August 2012

love life, live love



1. Drinnen im Warmen sitzen, in Jogginghose, Flauschesocken und einem überdimensionalen Pullover, eingerollt in eine Felldecke, dabei Tee trinken und abwechselnd den Regentropfen zuhören/-sehen oder in dicken Büchern mit vergilbten Seiten lesen.

2. In der Wiese liegen, mit den Handflächen über das weiche Gras streichen, dem Rauschen der Bäume zuhören und dabei in den Himmel blicken und tief einatmen.

3. Fühlen, wie schön warm sich die Sonne auf der Haut anfühlt.

4. Mit Freunden irgendwo raus in die Natur fahren, Autofenster auf, die Hände im Fahrtwind segeln lassen und dabei unverschämt laut akustik Songs mitträllern.

5. Einen Tag ausschließlich mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren und neue Straßen, Restaurants, Cafes und Läden entdecken, die man sonst übersehen hätte.

6. Smileys an die beschlagenen Scheiben der U-Bahn schmieren und zusehen, wie sie verlaufen.

7. Ohne wirkliche Abendplanung zum Weggehen fertig machen, hinfahren, wo viele Menschen sind und einfach irgendjemand neuen kennenlernen. Dann die ganze laue Sommernacht durch die Stadt spazieren und reden.

8. In einem großen Kaufhaus mit der Rolltreppe ganz rauf und wieder runter fahren und sich freuen wie ein Kind. Dabei Menschen angrinsen und zuwinken, die einem entgegenkommen.






9. Bei Sonnenuntergang über ein Feld laufen, so schnell und lang, wie man kann, bis man keine Kraft mehr hat.

10. Die Geschichten fremder Menschen anhören und entdecken, dass jeder in irgendeiner Weise großartig und bewundernswert ist.


Dienstag, 29. Mai 2012

zu Gast beim Verrückten Eismacher

Als bekennender Fan jeglicher Art von Verrücktheiten bin ich mittlerweile zur ersten Ansprechpartnerin meiner Freunde geworden, wenn es irgendetwas neues Ausgefallenes in München und Umgebung gibt. So erreichte mich letzte Woche die Kunde einer kuriosen, kleinen Eisdiele in der Innenstadt, mit Namen "Der verrückte Eismacher".
Nun ließ mir mein abenteuerlustiger Geist denn keine Wahl, als benannten Ort schnellstmöglich selbst unter die Lupe zu nehmen.


Schon von einiger Entfernung wurde ich angelockt durch den Anblick niedlicher kleiner Pilz-Tischchen, die einem das Gefühl geben man sein ein Zwerg - was meinen infantilen Geschmack sehr ansprach.


Betritt man den farbenfrohen Laden wird man sofort freundlich begrüßt von einem adretten, jungen Mann mit stilechtem schwarzen Zylinder. Matthias Münz heißt der kreative Kopf hinter der ganzen Sache. Erst kürzlich hat er seine Bachelorarbeit in Tourismusmanagement über "Die Eisdiele" geschrieben - die Leidenschaft für Speiseeis hingegen begleitet ihn schon sein gesamtes Leben.



Durch ganz Italien ist er gereist, hat in drei verschiedenen Gelaterien gelernt und gearbeitet, sowie Kurse zu diesem Fach belegt. Man merkt, mit wie viel Herzblut er dabei ist, wenn er von Senf-, Aperol-Spritz- oder Mozzarella-Basilikumeis und der guten Resonanz von Curryeis schwärmt; sich dabei in den physikalischen Details über die Gewinnung der perfekten Konsistenz von Eiscreme verliert.


Sein Laden ist ein wunderbar kreativer Ort mit kunstvollen Wandmalereien aus Tim Burton's neuer Version von Alice im Wunderland - angebracht von der jungen Künstlerin Bernadett Gera. (www.be.net/geravisuals)
Doch nicht nur optisch kann sich das Kleinunternehmen blicken lassen - auch inhaltlich ist einiges geboten.



So kauft unser verrückter Eismacher ausschließlich Fair Trade Produkte und wenn man sich eingehender mit ihm über dieses Thema unterhält wird schnell klar, dass dies nicht zu Vermarktungszwecken erfolgt sondern Resultat einer tief-verwurzelten humanistischen Einstellung ist.
Auch können sich junge Kunden aktiv in das Unternehmen einbringen, wenn ihr Eis-Ideen zwei mal monatlich in einem überdimensionalem Zylinder gesammelt und dann per Zufallsprinzip gezogen werden. Der glückliche Gewinner kann bei der Herstellung seiner persönlichen Eiskreation teilnehmen und sie dann auch kostenfrei verzehren. Aber das ist noch lange nicht alles!
Selbst für Freunde kalorienarmer Kost ist gesorgt - so war es Matthias möglich in einem höchst geheimen und langjährigem Prozess Wassereis mit 0,0 Kalorien zu entwickeln.


Mir persönlich hat es das wunderbar fruchtige Ginsekatzen-Eis angetan. Und spätestens mit dem Bier (Augustiner!)-Eis müsste unser junger Freund die Münchner in der Tasche haben.


Mein Fazit: Ein Besuch an diesem fabelhaften Ort und ein kleiner Plausch mit dem immer persönlich anwesenden, charmanten Geschäftsführer ist wärmstens zu empfehlen - an jedem Nicht-Geburtstag!

Der verrückte Eismacher hat Mo - Fr von 11:00 bis 22:00 geöffnet, sowie Sonn- und Feiertags von 13:00 bis 22:00.
(weitere Info: Amalienstraße 77; U-Bahn-Haltestelle (U3/6) Universität; Internetauftritt: https://www.facebook.com/pages/Der-verr%C3%BCckte-Eismacher/396637460353043?sk=info)

Donnerstag, 15. März 2012

life's dead



life is too slow at the moment,
too numb, too dead.
i want to feel something.
i want adrenaline and recklessness.
the taste of life only lingers at the tip of my tounge
but before i can swallow, it's gone.
life seems to evade me these days.
i feel like i can't get a grip on it.
it lures me on distracting paths and plays hide and seek,
but i can't seem to get the gist of it.

i've improved
there was a time when i didn't even realize how lost i was,
when i was so deep in the dark that i had no idea of light.
but now that i've spotted the end of the tunnel,
it's hard to keep going all the way,
when all i'd want to do is sprint.

Samstag, 4. Februar 2012

Haunt me




In letzter Zeit haben sie mich wieder heimgesucht.
Verstörende Bilder, angsteinflößende Emotionsfetzen, verwirrende Szenen.
"Fearfulness in waking life is correlated with the incidence of nightmares."
(P.S.: "Time is funny in dreams" - Anachronismen intendiert)




ONE

Ich hetze durch nächtliche Straßen einer verlassenen Stadt,
in einer verlassenen Welt.
Es ist kalt.
Kein Stern ist am Himmel zu sehen.
Ich kenne mich nicht wirklich aus.
Die Nacht beraubt die Szenerie ihrer Farben.
Beton, Neonlicht und vor Allem Schatten.
Mein Hund ist mir weggelaufen.
Ich will ihn schnellstmöglich wieder zu fassen bekommen.
Weil ich Angst vor dem habe, was er stören und erwecken könnte.
Ich folge ihm in ein verlassenes, halbfertiges Haus.
Graue, kahle Wände und leere Türrahmen.
Ich werde langsam, schleiche,
kneife die Augen zusammen in der Hoffnung, besser sehen zu können.
Mein Magen droht mich zu verraten.
Da höre ich ein seltsames Geräusch. Geräusche.
Wie ein Xylophon nur dumpfer, tiefer... und gleichzeitig hohl.
Ein Schauer läuft über meinen Rücken.
Zitternd und mit angehaltenem Atem sehe ich vorsichtig in den dunklen Raum.
Da ist etwas helles im diffusen Mondlicht.
Eine weiße Gestalt.
Ich erschaudere, meine Augen weiten sich,
ein Schrei baut sich in meinen Lungen auf, den ich gerade noch ersticken kann.
Die weiße Gestalt ist fast nackt, menschenähnlich,
wie mit hellem, getrocknetem Schlamm überzogen, der bereits bröckelt.
Es hat verfilzte, halblange Haare, die auch voll dieser eigenartigen Substanz sind.
Es hat schwarze Augen und einen Mund voll langer,spitzer Zähne.
Dieser Mund ist zu einem grausamen Lächeln verzogen.
Es hockt auf dem Boden und ist entzückt von der vermeintlichen Musik, die es spielt,
indem es weiße stockartige Gegenstände aneinander schlägt
- meine Knochen.






TWO

Es war ein schrecklicher Unfall, eine Tragödie, ein Unglück.
Vielleicht ein Autounfall - alltäglich, dennoch nicht weniger tragisch.
Wir waren beide gestorben - er und ich.
Unsere Freunde und Familien hatten uns betrauert.
Alles lief seinen gewohnten Gang.
Bis ich wieder erwachte.
Nicht tot noch lebendig.
Eine sich bewegende Leiche,
halb vermodert, vom Unfall verunstaltet und gebrochen.
Emotionslos bis auf eins:
Ich suchte ihn.
Er musste auch wach sein.
Es konnte keine Welt geben, in der nur einer von uns existiert.
Es war wider die Natur, aber ich war sicher
Wenn ich zurückgekommen war, dann er auch,
zweifellos.
Ich suchte ihn.
Ich fand ihn.
Er lag aufgebahrt in einer Leichenhalle.
Ich lies mich auf einen Plastikstuhl fallen und wartete.
Wartete bis auch er erwacht.
Und ich wartete.
Und wartete.
Und warte.