Samstag, 4. Februar 2012

Haunt me




In letzter Zeit haben sie mich wieder heimgesucht.
Verstörende Bilder, angsteinflößende Emotionsfetzen, verwirrende Szenen.
"Fearfulness in waking life is correlated with the incidence of nightmares."
(P.S.: "Time is funny in dreams" - Anachronismen intendiert)




ONE

Ich hetze durch nächtliche Straßen einer verlassenen Stadt,
in einer verlassenen Welt.
Es ist kalt.
Kein Stern ist am Himmel zu sehen.
Ich kenne mich nicht wirklich aus.
Die Nacht beraubt die Szenerie ihrer Farben.
Beton, Neonlicht und vor Allem Schatten.
Mein Hund ist mir weggelaufen.
Ich will ihn schnellstmöglich wieder zu fassen bekommen.
Weil ich Angst vor dem habe, was er stören und erwecken könnte.
Ich folge ihm in ein verlassenes, halbfertiges Haus.
Graue, kahle Wände und leere Türrahmen.
Ich werde langsam, schleiche,
kneife die Augen zusammen in der Hoffnung, besser sehen zu können.
Mein Magen droht mich zu verraten.
Da höre ich ein seltsames Geräusch. Geräusche.
Wie ein Xylophon nur dumpfer, tiefer... und gleichzeitig hohl.
Ein Schauer läuft über meinen Rücken.
Zitternd und mit angehaltenem Atem sehe ich vorsichtig in den dunklen Raum.
Da ist etwas helles im diffusen Mondlicht.
Eine weiße Gestalt.
Ich erschaudere, meine Augen weiten sich,
ein Schrei baut sich in meinen Lungen auf, den ich gerade noch ersticken kann.
Die weiße Gestalt ist fast nackt, menschenähnlich,
wie mit hellem, getrocknetem Schlamm überzogen, der bereits bröckelt.
Es hat verfilzte, halblange Haare, die auch voll dieser eigenartigen Substanz sind.
Es hat schwarze Augen und einen Mund voll langer,spitzer Zähne.
Dieser Mund ist zu einem grausamen Lächeln verzogen.
Es hockt auf dem Boden und ist entzückt von der vermeintlichen Musik, die es spielt,
indem es weiße stockartige Gegenstände aneinander schlägt
- meine Knochen.






TWO

Es war ein schrecklicher Unfall, eine Tragödie, ein Unglück.
Vielleicht ein Autounfall - alltäglich, dennoch nicht weniger tragisch.
Wir waren beide gestorben - er und ich.
Unsere Freunde und Familien hatten uns betrauert.
Alles lief seinen gewohnten Gang.
Bis ich wieder erwachte.
Nicht tot noch lebendig.
Eine sich bewegende Leiche,
halb vermodert, vom Unfall verunstaltet und gebrochen.
Emotionslos bis auf eins:
Ich suchte ihn.
Er musste auch wach sein.
Es konnte keine Welt geben, in der nur einer von uns existiert.
Es war wider die Natur, aber ich war sicher
Wenn ich zurückgekommen war, dann er auch,
zweifellos.
Ich suchte ihn.
Ich fand ihn.
Er lag aufgebahrt in einer Leichenhalle.
Ich lies mich auf einen Plastikstuhl fallen und wartete.
Wartete bis auch er erwacht.
Und ich wartete.
Und wartete.
Und warte.