Donnerstag, 16. August 2012

love life, live love



1. Drinnen im Warmen sitzen, in Jogginghose, Flauschesocken und einem überdimensionalen Pullover, eingerollt in eine Felldecke, dabei Tee trinken und abwechselnd den Regentropfen zuhören/-sehen oder in dicken Büchern mit vergilbten Seiten lesen.

2. In der Wiese liegen, mit den Handflächen über das weiche Gras streichen, dem Rauschen der Bäume zuhören und dabei in den Himmel blicken und tief einatmen.

3. Fühlen, wie schön warm sich die Sonne auf der Haut anfühlt.

4. Mit Freunden irgendwo raus in die Natur fahren, Autofenster auf, die Hände im Fahrtwind segeln lassen und dabei unverschämt laut akustik Songs mitträllern.

5. Einen Tag ausschließlich mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren und neue Straßen, Restaurants, Cafes und Läden entdecken, die man sonst übersehen hätte.

6. Smileys an die beschlagenen Scheiben der U-Bahn schmieren und zusehen, wie sie verlaufen.

7. Ohne wirkliche Abendplanung zum Weggehen fertig machen, hinfahren, wo viele Menschen sind und einfach irgendjemand neuen kennenlernen. Dann die ganze laue Sommernacht durch die Stadt spazieren und reden.

8. In einem großen Kaufhaus mit der Rolltreppe ganz rauf und wieder runter fahren und sich freuen wie ein Kind. Dabei Menschen angrinsen und zuwinken, die einem entgegenkommen.






9. Bei Sonnenuntergang über ein Feld laufen, so schnell und lang, wie man kann, bis man keine Kraft mehr hat.

10. Die Geschichten fremder Menschen anhören und entdecken, dass jeder in irgendeiner Weise großartig und bewundernswert ist.


Dienstag, 29. Mai 2012

zu Gast beim Verrückten Eismacher

Als bekennender Fan jeglicher Art von Verrücktheiten bin ich mittlerweile zur ersten Ansprechpartnerin meiner Freunde geworden, wenn es irgendetwas neues Ausgefallenes in München und Umgebung gibt. So erreichte mich letzte Woche die Kunde einer kuriosen, kleinen Eisdiele in der Innenstadt, mit Namen "Der verrückte Eismacher".
Nun ließ mir mein abenteuerlustiger Geist denn keine Wahl, als benannten Ort schnellstmöglich selbst unter die Lupe zu nehmen.


Schon von einiger Entfernung wurde ich angelockt durch den Anblick niedlicher kleiner Pilz-Tischchen, die einem das Gefühl geben man sein ein Zwerg - was meinen infantilen Geschmack sehr ansprach.


Betritt man den farbenfrohen Laden wird man sofort freundlich begrüßt von einem adretten, jungen Mann mit stilechtem schwarzen Zylinder. Matthias Münz heißt der kreative Kopf hinter der ganzen Sache. Erst kürzlich hat er seine Bachelorarbeit in Tourismusmanagement über "Die Eisdiele" geschrieben - die Leidenschaft für Speiseeis hingegen begleitet ihn schon sein gesamtes Leben.



Durch ganz Italien ist er gereist, hat in drei verschiedenen Gelaterien gelernt und gearbeitet, sowie Kurse zu diesem Fach belegt. Man merkt, mit wie viel Herzblut er dabei ist, wenn er von Senf-, Aperol-Spritz- oder Mozzarella-Basilikumeis und der guten Resonanz von Curryeis schwärmt; sich dabei in den physikalischen Details über die Gewinnung der perfekten Konsistenz von Eiscreme verliert.


Sein Laden ist ein wunderbar kreativer Ort mit kunstvollen Wandmalereien aus Tim Burton's neuer Version von Alice im Wunderland - angebracht von der jungen Künstlerin Bernadett Gera. (www.be.net/geravisuals)
Doch nicht nur optisch kann sich das Kleinunternehmen blicken lassen - auch inhaltlich ist einiges geboten.



So kauft unser verrückter Eismacher ausschließlich Fair Trade Produkte und wenn man sich eingehender mit ihm über dieses Thema unterhält wird schnell klar, dass dies nicht zu Vermarktungszwecken erfolgt sondern Resultat einer tief-verwurzelten humanistischen Einstellung ist.
Auch können sich junge Kunden aktiv in das Unternehmen einbringen, wenn ihr Eis-Ideen zwei mal monatlich in einem überdimensionalem Zylinder gesammelt und dann per Zufallsprinzip gezogen werden. Der glückliche Gewinner kann bei der Herstellung seiner persönlichen Eiskreation teilnehmen und sie dann auch kostenfrei verzehren. Aber das ist noch lange nicht alles!
Selbst für Freunde kalorienarmer Kost ist gesorgt - so war es Matthias möglich in einem höchst geheimen und langjährigem Prozess Wassereis mit 0,0 Kalorien zu entwickeln.


Mir persönlich hat es das wunderbar fruchtige Ginsekatzen-Eis angetan. Und spätestens mit dem Bier (Augustiner!)-Eis müsste unser junger Freund die Münchner in der Tasche haben.


Mein Fazit: Ein Besuch an diesem fabelhaften Ort und ein kleiner Plausch mit dem immer persönlich anwesenden, charmanten Geschäftsführer ist wärmstens zu empfehlen - an jedem Nicht-Geburtstag!

Der verrückte Eismacher hat Mo - Fr von 11:00 bis 22:00 geöffnet, sowie Sonn- und Feiertags von 13:00 bis 22:00.
(weitere Info: Amalienstraße 77; U-Bahn-Haltestelle (U3/6) Universität; Internetauftritt: https://www.facebook.com/pages/Der-verr%C3%BCckte-Eismacher/396637460353043?sk=info)

Donnerstag, 15. März 2012

life's dead



life is too slow at the moment,
too numb, too dead.
i want to feel something.
i want adrenaline and recklessness.
the taste of life only lingers at the tip of my tounge
but before i can swallow, it's gone.
life seems to evade me these days.
i feel like i can't get a grip on it.
it lures me on distracting paths and plays hide and seek,
but i can't seem to get the gist of it.

i've improved
there was a time when i didn't even realize how lost i was,
when i was so deep in the dark that i had no idea of light.
but now that i've spotted the end of the tunnel,
it's hard to keep going all the way,
when all i'd want to do is sprint.

Samstag, 4. Februar 2012

Haunt me




In letzter Zeit haben sie mich wieder heimgesucht.
Verstörende Bilder, angsteinflößende Emotionsfetzen, verwirrende Szenen.
"Fearfulness in waking life is correlated with the incidence of nightmares."
(P.S.: "Time is funny in dreams" - Anachronismen intendiert)




ONE

Ich hetze durch nächtliche Straßen einer verlassenen Stadt,
in einer verlassenen Welt.
Es ist kalt.
Kein Stern ist am Himmel zu sehen.
Ich kenne mich nicht wirklich aus.
Die Nacht beraubt die Szenerie ihrer Farben.
Beton, Neonlicht und vor Allem Schatten.
Mein Hund ist mir weggelaufen.
Ich will ihn schnellstmöglich wieder zu fassen bekommen.
Weil ich Angst vor dem habe, was er stören und erwecken könnte.
Ich folge ihm in ein verlassenes, halbfertiges Haus.
Graue, kahle Wände und leere Türrahmen.
Ich werde langsam, schleiche,
kneife die Augen zusammen in der Hoffnung, besser sehen zu können.
Mein Magen droht mich zu verraten.
Da höre ich ein seltsames Geräusch. Geräusche.
Wie ein Xylophon nur dumpfer, tiefer... und gleichzeitig hohl.
Ein Schauer läuft über meinen Rücken.
Zitternd und mit angehaltenem Atem sehe ich vorsichtig in den dunklen Raum.
Da ist etwas helles im diffusen Mondlicht.
Eine weiße Gestalt.
Ich erschaudere, meine Augen weiten sich,
ein Schrei baut sich in meinen Lungen auf, den ich gerade noch ersticken kann.
Die weiße Gestalt ist fast nackt, menschenähnlich,
wie mit hellem, getrocknetem Schlamm überzogen, der bereits bröckelt.
Es hat verfilzte, halblange Haare, die auch voll dieser eigenartigen Substanz sind.
Es hat schwarze Augen und einen Mund voll langer,spitzer Zähne.
Dieser Mund ist zu einem grausamen Lächeln verzogen.
Es hockt auf dem Boden und ist entzückt von der vermeintlichen Musik, die es spielt,
indem es weiße stockartige Gegenstände aneinander schlägt
- meine Knochen.






TWO

Es war ein schrecklicher Unfall, eine Tragödie, ein Unglück.
Vielleicht ein Autounfall - alltäglich, dennoch nicht weniger tragisch.
Wir waren beide gestorben - er und ich.
Unsere Freunde und Familien hatten uns betrauert.
Alles lief seinen gewohnten Gang.
Bis ich wieder erwachte.
Nicht tot noch lebendig.
Eine sich bewegende Leiche,
halb vermodert, vom Unfall verunstaltet und gebrochen.
Emotionslos bis auf eins:
Ich suchte ihn.
Er musste auch wach sein.
Es konnte keine Welt geben, in der nur einer von uns existiert.
Es war wider die Natur, aber ich war sicher
Wenn ich zurückgekommen war, dann er auch,
zweifellos.
Ich suchte ihn.
Ich fand ihn.
Er lag aufgebahrt in einer Leichenhalle.
Ich lies mich auf einen Plastikstuhl fallen und wartete.
Wartete bis auch er erwacht.
Und ich wartete.
Und wartete.
Und warte.



Freitag, 20. Januar 2012

Gandhi or Nietzsche or whoever... maybe just me



Es gibt Menschen, die stehen auf, weil es Zeit ist, aufzustehen.
Sie frühstücken, weil das die wichtigste Mahlzeit am Tag ist.
Sie haben ein regelmäßiges Einkommen, weil sich das so gehört, wenn man erwachsen ist.
Sie schätzen, was sie kennen.

Diese Menschen denken, Mitgefühl verdient, wer gute Noten schreibt.
Aufmerksamkeit sollte man denen schenken, die sich bemühen, ein "ordentliches" Leben zu führen.
Nichts geht ihnen über Primärtugenden: Pünktlichkeit, Ordentlichkeit, Fleiß.
 
Ich habe SO SEHR versucht, eine von ihnen zu sein,
mich in diese Ordnung zu fügen, ihnen zu genügen.
Weil sie einem vermitteln, dies sei die einzige Möglichkeit, zu überleben.
Doch mit jedem weiteren Punkt, den ich auf ihrer Checkliste erfüllte,
Erstickte ich mein Herz und meinen Geist mehr und mehr
- was mir nicht auffiel, weil ich jegliches Gefühl für mich selbst verloren hatte.
 
Erwachte eines Tages und fand mich in einem nach außen hin perfekt erscheinenden Leben.
Und ich verzweifelte, weil ich  mich in meinem makelloses Zuhause nicht geborgen fühlte,
Meinen fleißigen Mann nicht begehrte oder gar ertrug, ihn sprechen zu hören.
Mein ordentliches Studium frustrierte mich nur noch.

Und ich hatte Angst,
Angst, weil ich offensichtlich viel zu verlieren hatte.
Angst, weil ich alles hatte und dennoch nicht glücklich war.
Angst, weil ich als diese Gefühle nicht verstand.

So bemühte ich mich noch mehr.
Mit dem Resultat, dass ich heimlich weinte, wenn keiner hinsah.
Ich weinte aus Enttäuschung von mir selbst und aus Verzweiflung.

Spielte weiterhin meine Rolle, nur halbherzig mit den Augen immer auf Menschen gerichtet,
die in sich zu ruhen schienen, die Glück und Sicherheit ausstrahlten.
Ich fragte mich, was ihr Geheimins war.

Ich flüchtete mich in Bücher...
aß nicht mehr, schlief nicht mehr,
sondern träumte mich in das Leben fiktiver Helden,
solange ich konnte, bis die Müdigkeit überhand nahm.

In diesen toten Seiten beschriebenen Papiers sah ich, was LEBEN war.
Ich las, was es bedeutete, Berührungen zu fühlen.
Ich las, was Leidenschaft war.
Ich las, wie sich Adrenalin auswirkte.
Und ich las von Liebe.

Irgendwann ging mir der Lesestoff aus.
Einen kurzen Moment befürchtete ich,
dass nun alles zu Ende sei und ich keine weitere Dosis Leben mehr finden könnte.

Doch bis dahin hatte ich, ohne es wirklich zu bemerken,
passiv schon so viel erlebt, dass ich über dieses heuchlerische Leben hinausgewachsen war.
Ich wusste nun, was ich wollte:
Ich wollte den kalten Wind spüren und einen Moment innehalten um in den Himmel zu sehen,
statt blind zur Arbeit zu hetzen.
Ich wollte mich Herausforderungen stellen und sie besiegen, wie David gegen Goliath,
sie nicht vermeiden, sondern an ihnen wachsen.
Ich wollte jemandem ansehen und nichts als Zuneigung und Begehren fühlen,
ganz egal, ob er fleißig oder ordentlich oder reich war.

Und ich habe bis heute keinen Moment lang bereut,
dass ich meine (von meiner Seite) lieblose Beziehung beendete,
Meine riesige Altbauwohnung verließ und
mein Studium weiter unten in meine Prioritätenliste ordnete.

Ich habe mich noch nie so frei gefühlt wie an dem Tag,
als ich mit einer Reisetasche und meiner Gitarre in den Zug nach nirgendwo stieg.
Ich wollte kämpfen, überleben, meine Grenzen ausloten,
allein sein, mich selbst finden, ich selbst sein,
jemanden finden, der mich genauso schätzt, wie ich bin.

Seitdem habe ich gelernt, dass es immer wieder bergauf geht,
am meisten, wenns es zuvor bergab ging.
Ich habe gelernt, dass es nicht immer perfekt laufen muss,
sondern reicht, wenn man klar kommt.
Ich habe erfahren, dass ich sehr viel stärker bin, als ich dachte.
Und dass jeder Mensch Aufmerksamkeit und Mitgefühl verdient,
Denn jede Geschichte ergibt, aus Sicht des Protagonisten, Sinn.

Und ich durfte erfahren, was es bedeutet,
jemandem nach über zwei Jahren anzusehen und immernoch zu denken:
"Wie habe ich dich verdient?
Warum zur Hölle liebst du mich?
Hoffentlich endet das nie."
 
Man kann es als Fluch sehen, zu den Suchenden zu gehören.
Allerdings, wenn man der Sache eine Chance gibt kann man,
meiner Meinung nach, eine sehr viel höhere Lebensqualität erlangen.
Ich bin immernoch dabei, zu mir selbst zu finden.
Aber schon allein die Suche ist eine Erlösung.
Und ich glaube ich finde mich gar nicht so übel.