Montag, 26. Dezember 2011

Immer wenn es regnet, muss ich an dich denken...




Ich stehe mit Freundinnen in einem kunterbunten Laden
in einer jungen, dynamischen Großstadt,
aus den Boxen dringt Partymusik, die eigentlich in Stoboskop-beleuchtete Räume gehört.
Wir sind gut drauf, shoppen aus Spaß an der Freude
und quatschen über Belanglosikgeiten und Problemchen.

Da, ein Wechsel in der Musik - ein Sommerhit.
Alle freuen sich, trällern falsch mit.
Nur mir schnürt es den Atem ab,
Ein bittere Geschmack verklebt meinen Rachen,
ein Druck auf meiner Gurgel, wie von einem Würgegriff
Ich reiße die Augen auf, im verzweifelten Versuch, die Tränen zurückzuhalten.
Atme tief in den Magen und langsam wieder aus.
Dann der Geschmack von Salz und
alles verschwimmt vor meinem Blick.

So wie damals,
Es war mehr Wasser als Sauerstoff in der Luft.
Zum ersten Mal eröffnete sich mit die Bedeutung des Wortes NiederSCHLAG.
Der Regen peitschte und der Wind revoltierte so laut,
dass ich kaum die Worte des Priesters ausmachen konnte.
Die Natur protestierte gegen diese Widrigkeit ihrer Selbst.
Das Wasser bildete Wände, die jeden von uns abgeschnitten und alleine dastehen ließen.

Ich hatte zuvor nach Ausreden gesucht, nicht an diesen unseligen Ort kommen zu müssen. 
Doch nun stand ich hier, zusammen mit vielen Anderen,
Eine Masse aus grau und schwarz, aus Mänteln und Schirmen,
durchnässt von Tränen und Regen.
Längst gleichgültig gegenüber der Kälte, die sich langsam in alle Glieder vorgearbeitet hatte.
Wir waren festgefroren, unsere Herzen erkaltet, bereit zu Brechen wie hauchdünnes Eis.
Auf der Schwelle zwischen untragbarem Schmerz und innerer Leere.

Der Priester meinte, du hättest noch letzte Woche an deine Wand geschrieben:
"Don't dream your life - live your dreams."
Ich musste schlucken.
Es fühlte sich an, wie ein säuregetränktes Messer, dass mir langsam die Kehle aufschlitzte.
Aber das war mir egal, weil alles egal war.
Weil an diesem Tag nichts mehr Wert hatte.
Weil du alles verloren hattest.
Weil wir dich verloren hatten.

Ich konnte es einfach nicht fassen.
Ich war hier, ja, es hatte in der Zeitung gestanden, aber dennoch...
Nichtmal die leeren Augen deiner Mutter konnten mich überzeugen.
Es konnte doch nicht sein, dass du vor kurzem noch geatmet hattest,
gesprochen, gelacht, Dinge berührt
und jetzt würdest du das nie wieder tun.
Es war noch so frisch - du hattest als Letzte die Blumen gegossen,
Deine Schuhe standen immernoch so da, wie du sie letzte Woche zurückgelassen hattest.
Man konnte doch nicht einfach so verschwinden.
In einem Moment ein Teil der Welt und im nächsten unwiderbringlich weg.
Einfach so, ohne Vorwarnung.
Mit 20 Jahren.

Musik erklang, ein Song, den du gern mochtest.
Du, die Lebenslustige, die Aktive, die Süße...
"Somewhere over the rainbow..."
Dieser Song handelt von Träumen.
Du wirst nie wieder träumen,
Keiner deiner Träume wird in Erfüllung gehen,
Du wirst nur die meinen heimsuchen
Und mich schreiend, keuchend erwachen lassen. Leer.

"If fluffy little blue birds fly
across the rainbow
why, oh why can't I?"
Singen meine Freundinnen.
Doch ich bin nicht mehr hier.
Ich bin bei dir,
wie immer, wenn dein Lieblingssong läuft.
Und ich hoffe du kannst fliegen <3

R.I.P.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Cookie Conversations Update

Sooo, heute sind die ersten Pakete fertig geworden!
Man glaubt gar nicht, wie viele verschiedene Sorten Plätzchen es benötigt, um so eine Tüte zu füllen.
In den jetzigen befinden sich Vanille Kipferl, Mandelplätzchen mit Zuckerguss, Schneebällchen, Butterkekse mit Erdbeerglasur, Schoko-Rum-Krokant Pralinen und glasierte Haferflocken Pralinen mit Schokoguss.
Wir freuen uns schon sehr, sie zu verteilen und hoffen, sie werden einigermaßen angenommen!

Weitere Helfer sind immer gern gesehen :)
 Tamyklaus ^^


Cookie Conversations Pakete bereit verschenkt zu werden:


We heart Cookie Conversations!
 



Mittwoch, 7. Dezember 2011

Cookie Conversations




Weihnachtszeit. - Winter.
Glitzernder Schnee, warmer Tee und Kaminfeuer. - Eiskalter Matsch in den Schuhen, leerer Magen und blaue Lippen.
Sicher im warmen Zuhause sitzen und auf die märchenhaften Schneegestöber hinausspäen. - Am kalten Bahnhof zusammengekauert hoffen, dass einem jemand einen Groschen hinwirft.
Wenn überhaupt ein Problem, dann das, die richtigen Weihnachtsgeschenke für die Liebsten zu finden. - Sich fragen, ob man wohl die nächste Nacht noch überleben oder diesmal doch erfrieren wird.
Liebesbekundungen von allen Seiten, jeder ist dankbar für deine Existenz. - Jeden Tag wieder wird einem klar gemacht, wie lästig man für die Gesellschaft ist.

Was diese beiden Welten voneinander trennt?
Ein Moment.
Ein Unglück.
Eine Krankheit.
Ein schlechter Tag.
Ein falscher Freund.
Ein Zuhause - oder keins.

Es gibt ca. 330 000 Obdachlose allein in Deutschland. Das sind Menschen, die kein Zuhause haben, keinen Ort, an dem sie sicher sind, an dem sie schlafen oder leben können. Diese Menschen erwachen jeden Morgen in den Straßenschuhen, in welchen sie eingeschlafen sind. Und wenn man sich einmal die Mühe macht, mit ihnen zu sprechen, wird einem klar, wie ähnlich wir ihnen doch sind. Da trifft man auf Akademiker, ehemalige Manager und unglaubliche talentierte und intellektuelle Persönlichkeiten. Sie hatten einfach nur Pech und gerieten in eine Abwärtsspirale, aus der es allein kein Entkommen gibt - so, wie es jedem von uns passieren kann.

Cookie Conversations ist eine individuell ins Leben gerufene Aktion, die weder großer finanzieller Mittel noch besonderer Kontakte benötigt. Wir backen in der Weihnachtszeit so oft wir können mit ganz viel Liebe Plätzchen und wenn wir dann einen Obdachlosen auf der Straße treffen, bieten wir sie ihm an. Wobei wir uns auch mit ihm unterhalten und, wenn er will und wir Zeit haben, einen Kaffee trinken gehen.

Nun kann man sagen das bringt den Leuten nicht viel. Das mag schon sein, aber wenig ist immernoch mehr als gar nichts. Und wenn wir es schaffen diese Menschen auch nur einen Moment glücklicher zu machen und ihnen das Gefühl zu geben, wertvoll zu sein - durch den wohligen Duft von hausgemachten Plätzchen und eine nette, ehrlich interessierte Unterhaltung - dann ist uns das schon Erfolg genug.

Also, have heart, schließt euch an und verbreitet den Geist der Weihnacht!

"Jeder Mensch ist aber nicht nur er selber, er ist auch der einmalige, ganz besondere, in jedem Fall wichtige und merkwürdige Punkt, wo die Erscheinungen der Welt sich kreuzen, nur einmal so und nie wieder. Darum ist jedes Menschen Geschichte wichtig, ewig, göttlich, darum ist jeder Mensch, solange er irgend lebt und den Willen der Natur erfüllt, wunderbar und jeder Aufmerksamkeit würdig. In jedem ist der Geist Gestalt geworden, in jedem leidet die Kreatur, in jedem wird ein Erlöser gekreuzigt." - Hermann Hesse








Montag, 14. November 2011

Donnerstag, 10. November 2011

Sleeping Beauty




Da lag sie nun.
Vollkommen, wunderschön, ein Traum.
Atmete schwer durch ihre vollen Lippen.
Schloss langsam ihre großen Puppenaugen.

Und sah die Vergangenheit.
Erinnerte sich an den Moment,
als die Erwachsenen entschieden, sie wäre alt genug für die Wahrheit.
Den Moment,
als sie ihr erzählten, ihr Vater sei nicht als tapferer Held im Krieg gefallen.
Dass sie gezeugt wurde,
in einer von Hitler's "Zuchtkliniken".
Ihre Mutter wurde einem passenden Befruchter zugeteilt
Und so war sie entstanden.
Nichts da mit Romantik.
Sie war ein Produkt.

Das war der Moment, als sie den Glauben an die Liebe verlor.

Herr Hitler's Plan war von Erfolg gekrönt - sie wurde mit jedem Jahr schöner.
Groß, schlank, blond und makellos.
Arisch.
Ihre Mutter heiratete und sie wagte, auf eine Familie zu hoffen,
einen Vater, endlich.
Doch der neue Mann sah nicht das Kind,
er sah die attraktive, junge Frau.
Und er machte sie sich zu eigen.
Sie, das Produkt.

Das war der Moment, als Sie die Hoffnung auf Liebe verlor.

Sie sagte kein Wort, wollte Mutters Glück nicht zerstören.
Und letzten Endes: Wer hätte ihr geglaubt?
War sie doch die einzige in der Familie mit anderem Nachnamen.

So vergingen die Jahre,
und niemand schien zu sehen
Wie die Seele der jungen Frau immer weiter verkümmerte,
während ihr Aussehen immer mehr erblühte.
Wie das Leuchten aus den blauen Augen verschwand.

Liebe kannte sie nur in Form sexueller Zuwendung
und so konzentrierte sie sich auf ihre Erscheinung.
Es dauerte nicht lange, da wurden Modeschöpfer auf sie aufmerksam.

Man lies sie in Hauptstädte einfliegen 
Und riss sich nach Fotos von ihr
Dior nahm sie unter Vertrag
Ein Traum ging in Erfüllung.
Sie war eine Prinzessin.
Ein Produkt, das sich gut verkaufte. 

Das motivierte sie.
Sie wollte ihre eigene Familie gründen,
Ein Zuhause, Geborgenheit erfahren.
Bekam ein Kind.
Doch wenn sie es in die Arme schloss
und in seine kleinen Äuglein sah, 
in ihre Augen sah,
fühlte sie... nichts.

Das war der Moment, als sie erkannte, sie hatte die Fähigkeit zu lieben verloren.

Und da lag sie nun.
Die leere Packung Schlaftabletten fiel aus ihrer Hand,
als sich ihre Muskeln entspannten.
Eine gebrochene Puppe,
ein veraltetes Produkt.
Haltbarkeit 22 Jahre.
Und schloss die Augen.





R.I.P. Tante Dagmar <3 Ich hätte dich unglaublich gerne kennengelernt.
Wir hätten viel zu besprechen gehabt.
Ich hoffe es gibt Liebe, da, wo du jetzt bist.

Montag, 7. November 2011

L'Art Pour l'Art



Kunst um der Kunst willen, um des Schönens willen.
Ästhetizismus, Oscar Wilde.
Ist das oberflächlich?
Diskutabel.

Die heutige kreative Welt scheint dem Trugbild erlegen zu sein, 
Die Elemente Entblößung, Gewalt und Schock seien Garant für Kunst.
Ich bin es leid, nackte, mit Blut beschmierte Akteure auf der Bühne zu sehen.

Dessen, dass die Welt schlecht und voller Brutalität ist, bin ich mir bewusst,
das muss man mir nicht mehr auf Bildern und in Dramen vermitteln.
Dafür muss ich nur die Nachrichten einschalten oder
jede x-beliebige Zeitung aufschlagen.

Natürlich ist es wichtig, auf unbekannte Missstände hinzuweisen
und den Menschen auch die Abgründe ihrer Spezies vor Augen zu führen.
In Dosen.Wenn diese bisher unbeachtet waren.

Doch ist der Faktor, der den Künstler vom Otto Normalverbraucher unterscheidet,
meine Meinung nach seine
PHANTASIE
Den Mensch zu zeigen, was IST, ist keine Kunst.
Das ist Dokumentation.

 Und wenn ich mich recht entsinne, haben wir in der Schule gelernt,
dass die Kunst in dunklen Zeiten immer einen Zufluchtsort für die Menschen geschaffen hat.

Nun, wenn es auf dieser Welt keine schönen Orte mehr gibt,
muss man sich eben welche erschaffen - im Geiste.
Denn nur dort sind wir unantastbar.
Da die Imagination eines Normalsterblichen allerdings begrenzt ist,
ist es die Aufgabe der Kunst, diese armen Seelen zu retten.

Nun denken viele, es sei mutig, Gewalt zu verbildlichen.
Ich wage zu sagen
die Niederträchtigkeit der Welt darzustellen ist faul und feige,
denn wer keine Träume hat, hat nichts zu verlieren.
Ist Mut nicht, an das Unwahrscheinliche zu glauben?
So wie Tapferkeit, Ehrlichkeit, Tugend und Liebe?

Heißt es nicht, das Werk zeigt nicht das dargestellte Objekt, sondern vielmehr 
die Seele des darstellenden Künstlers?
Machen wir es uns nicht so einfach.
Zeigen wir nicht, was wir fühlen, jetzt.
Zeigen wir, was wir hoffen, für die Zukunft.

Denn wer hat heute noch den Mut, zu hoffen?


Sonntag, 30. Oktober 2011

Schockierend schönes Gedicht von Gastautorin Tamy



Tamara ist eine junge, äußerst kreative Großstadtpiratin aus München. Neben der Malerei und der Animation ist die Poesie eine ihrer vielen Leidenschaften. Das Talent dazu scheint sie von ihrer Mutter geerbt zu haben, die bei einem Verlag unter Vertrag ist. In Ihrer Freizeit rettet sie die Welt mit ihrem Kung Fu im Kampf für die Menschenrechte. Genießt ihr folgendes Gedicht, es entstand vor ca. drei Jahren und ich finde es atemberaubend!




Der kalte Hauch Novemberwindes
müde, zart und Schmerzen lindernd
streicht die Wangen des Schattenkindes
niemand kann im Diesseits hindern.

Die Dämmerung alsbald weiß
wie viel Zeit jetzt noch verbleibt
bis das trügerische silberweiß
des Mondlichts Scheusal hertreibt.

Der schwarze Schleier Nebelstraum
kann kein Geheimnis mehr verdecken
und außerhalb des Waldes Saum
kein Ungetier sich mehr verstecken.

Länger als ein Leben lang
verflucht bis in alle Ewigkeit.
Des Schattenkindes Nachtgesang
klingt trauernd um des Herzens Reinheit.
 
 
 

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Are You Alive or Walking Blind?



"Leben - es gibt nichts selteneres auf der Welt.
Die meisten Menschen existieren nur." - O.W.

Ihr denkt, ihr wäret am Leben?
"Carpe Diem" ist euer Motto.
Kostet die Nächte aus, nutzt die Sonnenstunden.
Legt Odysseen zurück, um zu einem Konzert zu kommen.
Doch auf dem Weg dorthin,
Läuft derselbe Tonträger fünf Mal durch,
nahezu unbemerkt.
Ihr versucht, euch auf den Gitarrenpart zu konzentrieren,
der euch beim ersten Mal so begeistert hat.
Aber egal, wie oft ihr den Song wiederholt,
Ihr verpasst ihn, nehmt ihn nicht wahr.
Singt gedankenabwesend mit, ohne Bewusstsein der Worte.
Die Straße seht ihr auch nicht.
Die Natur, die Lebenwesen, die Lichter.
Ehe ihr euch verseht, seid ihr angekommen.
Vor dem Konzert noch in ein Restaurant,
euer Lieblingsessen genießen.
Schlingt es herunter ohne etwas zu schmecken.
Der selbst vorgeheuchelte Genuß 
nur ein Echo der Erinnerung an den Geschmack.
Mit Freunden in die Nacht
So fühlt sich Jugend an.
Das sagt ihr euch immer wieder, wie ein Mantra.

Und am nächsten Morgen?
Zurück zur grauen Eintönigkeit,
Vergessen all das scheinbar Schöne des Vortages.
Glück dauert nur solange es greifbar ist.
Macht euch nichts vor.

Habt ihr gefühlt, wie die Sonnenstrahlen warm auf der Haut brennen
Und allem, was im Schatten liegt, Gänsehaut erregen?
Habt ihr den Fahrtwind gespürt, wie er sich gegen eure Hand presst?
Kamen euch Märchen in den Sinn, als ihr die satt grünen Tannenwälder saht?
Ist euch die Ruhe und Wärme aufgefallen, die euer Herz umgibt, 
wenn ihr von einem Freund umarmt werdet?
Wart ihr unsterblich, gestern Nacht?
Ein Teil dieser Welt,
und seid es noch?

Dann lebt ihr.
Bewusst. 

Glückwunsch





Montag, 10. Oktober 2011

Money Money Money




Geld.
Geld, Geld, Geld.
Alles dreht sich darum. 
Warum? 
Was ist dieses Geld?
Wofür versklaven wir uns ein Leben lang?
Geld hat ein Eigenleben angenommen.
Ist vom dienlichen Zahlungsmittel zum Machtinhaber verkommen.
Wir vergessen leider, dass Geld eine Plage ist, die wir uns selbst angetan haben.
Marco Polo war es, glaube ich, der die Idee von Münzen als Zahlungsmittel aus China mitbrachte.
Damals florierte noch der Tauschhandel. 
Meine Schnitzerei für dein Huhn. Bitte - dankeschön.
Aber dann kam jemand auf die Idee, einen Platzhalter zu erschaffen, der symbolisch einen Wert darstellt.
Wozu eigentlich?
Damit man global einheitlich Waren erwerben kann? Ist ein Huhn nicht allgemein verständlich?
Musste man damals, wenn man in's Ausland fuhr, auch Währung wechseln?
Ein Rind, das macht 10 Koalas, wenn Sie nach Australien wollen.
Oder macht sich ein Bündel Scheine einfach besser in einer Handtasche als ein Dutzend Hühner?
Dennoch mussten wir Tauschen: Ware gegen Geld, Geld gegen Ware. Dollar gegen Euro und vice versa.
Wir hatten nur einen Umweg geschaffen.
Und schon sind wir in der Gegenwart, wo es die sogenannte "Geldillusion" gibt.
Menschen denken nicht mehr in Einheiten realer Werte, sondern vielmehr in ungreifbaren Zahlen.
"Das sind 200€", nicht "das ist ein Flug nach London".
Geld an sich hat einen Eigenwert bekommen, ist zum Statussymbol mutiert. 
Wir jagen ihm nach, verkaufen unsere Seelen dafür, und sind bemüht, so viel wie möglich davon anzuhäufen.
Irgendwann haben wir dann einen großen Haufen bedrucktes Papier.
Als man noch tauschte, förderte die Wirtschaft die kreative Entfaltung eines jeden Bürgers. 
Wenn ich eine Kuh will, dann sollte das, was ich im Gegenzug dafür anbiete, auch eine entsprechende Qualität besitzen, sonst werde ich wohl auf das Steak zu Weihnachten verzichten müssen.
So musste man herausfinden, was man w i r k l i ch kann, besser, als alle anderen.
Nur so konnte man überleben.
Heutzutage bekommt man für jede Arbeit Geld. 
Es wird nicht pro Leistung gezahlt, sondern pro Stunde.
Und dabei ist es völlig egal, wenn man nur ein Mindestmaß an Mühe aufwendet, 
die eigene Arbeit zutiefst verachtet und so wenig tut, wie nur irgend möglich.
Und so haben wir eine Hassliebe für die knittrigen Scheinchen entwickelt,
Schleppen uns jeden verhassten Montag zur Arbeit und geifern nach dem Wochenende.
Man sollte den Menschen mal erzählen, dass das Land mit den signifikant glücklichsten Einwohnern der Welt Mexiko ist - ein von Armut geplagtes Land.
Jemand sollte ihnen erklären, dass Reichtum und Glück nicht miteinander korrelieren.
Das auffälligste Korrelat, mit der Lebenszufriedenheit der Einwohner eines Landes, das ermittelt werden konnte, war die demokratische Staatsführung.
Freiheit ist das Zauberwort.
Selbstbestimmung.
Gerechtigkeit.
Aber genau da liegt wiederum die Krux.
Denn das böse, böse Geld hat einen sehr verlockenden und deshalb umso verheerenderen Vorteil:
Es ist der einzige Weg, die beiden antagonistischen Wünsche zu verbinden, die in jedem von uns brennen, sich sonst jedoch wechselseitig ausschließen:
Sicherheit und Freiheit.
(Die Diskussion darüber, was "Sicherheit" und "Freiheit" eigentlich bedeutet, heben wir uns für ein anderes Mal auf ;)

Was nun?
Ist die Freiheit, sich alles leisten und tun zu können, was einem vorschwebt, äquivalent zur Freisagung von der ewigen Knechtschaft des Geldes?
Natürlich bin ich nicht so verblendet zu glauben, es wäre einfach, zehn dutzend Eier nach England zu verschiffen, um im Gegenzug eine neue Röhrenjeans zu bekommen.
Wenn es jedoch zu wirklich wichtigen Konflikten diesbezüglich kommt, zum Beispiel dem, ob ich meiner physischen und psychischen Gesundheit schade, nur um an Geld zu kommen, teile ich eher die Meinung von Grandpa George:
"There's plenty of money out there. They print more every day. But this ticket, there's only five of them in the whole world, and that's all there's ever going to be. Only a dummy would give this up for something as common as money. Are you a dummy?"

NO SIR, I'M NOT A DUMMY!


Donnerstag, 15. September 2011

Phantom Pain



Ich weiß, wie du dich fühlst
Weil unsere Gefühle für eine Weile symbiotisch waren
Ich weiß, was du denkst
Weil unsere Gedanken frei und grenzenlos eins waren
Wenn du blutest, blute ich und vice versa
Das war der Deal
Noch immer sehe ich durch deine Maske direkt in dein Herz
Deshalb weiß ich, dass du leidest, jetzt und hier
Auch wenn sich unsere Wege getrennt haben
Spüre ich deine offenen Wunden wie pulsierende Narben
Phantomschmerz
Ich bin das Phantom
Habe mich dir amputiert
Und glaube mir, es tut mir leid
Aber, Geliebte, ich musste dich verlassen
Es gab keine andere Möglichkeit
Ich musste mich selbst schützen
Und somit, wie ich hoffte, auch die Hälfte von dir
Du denkst es war, weil ich dich nicht liebte
Oh nein, es war, weil ich dich zu sehr liebte
Es zerriss mich, dich fallen zu sehen
Und so eng wir wir verknüpft waren, zwei Hälften eines Ganzen
Blieb mir nur, endgültig zu gehen
Oder mit dir in Finsternis zu versinken
Gott weiß, ich gab alles, dich zu retten
Reichte dir meine Hand
Du zogst mich mit dir in die Tiefe
Beinahe hätte ich nicht mehr zurück gefunden
Doch, Geliebte, lass mich dir sagen
Es wird immer heller
Ich habe dir einen Pfad gelegt
Willst du ihm folgen, werde ich auf dich warten.




Donnerstag, 8. September 2011

SHOCK



Ich war gerade noch in der Lage, den Schlüssel zu drehen und meine Tür von innen zu verschließen, bevor meine Hände so stark zitterten, dass ich sie nicht mehr beherrschen konnte.
Ich stützte mich mit einer Hand an der nun sicher verschlossenen Tür ab und presste die andere auf meinen Magen, der gerade begann, gänzlich zu revoltieren.
Nun, da ich in Sicherheit und alles vorbei war, schlug der Schock mit voller Wucht auf mich nieder.
Mir würde übel, mein ganzer Körper erbebte und mein Herz raste.
Ich hyperventilierte so sehr, dass mir ganz leicht im Kopf wurde.
Komm schon, reiß dich zusammen, es war doch wirklich keine große Sache.
Was war eigentlich gerade passiert?
Ich hatte sie schreien hören, als ich die Treppen zu meiner Wohnung hochstieg.
Ich hatte sie schon öfter schreien hören, seitdem sie vor einigen Wochen hier eingezogen waren.
Eine andere Kultur, eine extrovertiertere Mentalität, hatte ich mir immer gesagt.
Aber sie hatte noch nie SO geschrien, wie heute Nacht.
Das klang wie pure Todesangst, ein absoluter, lauter, ungehaltener Schrei, aus voller Kehle.
Dann eine drängende Bassstimme, leiser, bedrohlich, und noch ein schriller Schrei.
Ich umklammerte das Treppengeländer und blieb wie angewurzelt stehen.
Ich lauschte. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
Was sollte ich tun? Ich konnte doch nicht einfach mitten in der Nacht bei meinen Nachbarn klingeln.
Und sie dann vielleicht auch noch mit bodenlosen Unterstellungen gegen mich aufbringen.
Ich würde warten, ob sie noch einmal schrie.
Ob es wirklich so ins Mark ging, wie mir das gerade vorgekommen war.
Und dann würde ich einschreiten, da war ich mir sicher.
Denn ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass wieder eine Geschichte in den Medien landete, wo es hieß: "Wieso hat niemand etwas getan? Das muss doch jemand mitbekommen haben."
Diese Frau würde nicht zu einer Statistik werden.
Ich machte ihr Schicksal zu meiner persönlichen Angelegenheit.
Ich wartete und lauschte, mein Herz schlug so hart und laut, dass ich mir einbildete, es müsste das ganze Haus wecken.
Ein Poltern und erneut ein Schrei, noch lauter und blutgefrierender als die letzten.
Okay, tief einatmen, Zivilcourage, du schaffst das.
Ich ging zur Tür, lauschte noch einmal und klopfte dann an.
Stille, ein Rascheln.
Dann eine zitternde Frauenstimme: Ja?
Ist alles okay?
Noch schwächer: ja
Sicher?
ja.
Die Tür öffnete sich, mein Herz drohte durch meine Brust zu bersten, aber ich bemerkte es kaum, betäubt vom Adrenalin.
Ein Mann sah mich durch den kleinstmöglichen Spalt an.
Ich sah ihm direkt in die Augen.
Sonst rufe ich die Polizei
Ja, alles okay.
Na gut, gute Nacht.
Ich sah ihm erneut lange und intensiv in die Augen, mit einer erkennbaren Warnung, wie ich hoffte.
Ich wandte mich ab, und wollte endlich nach Hause.
Doch ich konnte nicht.
Wieso war er an die Tür gegangen?
Wieso hatte er für sie geantwortet?
Ich musste sie sehen, musste sehen, dass es ihr gut ging.
Denn selbst, wenn das alles für heute war - wenn dies ein Fall häuslicher Gewalt war, würde ihre Verletzungen heilen und beim nächsten Mal hätte ich vielleicht keine Beweise mehr.
Ich machte kehrt, zurück zur schon wieder verschlossenen Tür.
Und verfluchte den Teil in mir, der sich immer sofort für das Wohl anderer verantwortlich fühlte.
Ich klingelte.
Keine Reaktion.
Mein Misstrauen wuchs.
Nach ewig erscheinenden 3 Minuten durch die Tür: Ja?
Es tut mir leid, ich muss Sie sehen. Ich muss die Frau sehen, sehen, dass es ihr gut geht.
Die Tür öffnete sich, beide standen im Schlafgewand vor mir.
Sie sah zerzaust und mitgenommen aus, aber ich konnte keine sichtbaren Verletzungen erkennen.
Sie bemühte sich, vergewissernd zu lächeln - ich kaufte es ihr nicht ab.
Er sah mich nervös an.
Wir waren alle drei verlegen.
Entschuldigen Sie, das ist wirklich nur nachbarschaftliche Fürsorge
Aber alles okay, entschuldigen sie nochmal, gute Nacht.
Ein gehauchtes danke von ihr.
Ich ging zu meiner Wohnung, schloss auf, schloss ab und der Schock setzte ein.
Keine große Sache.
Alles okay.
Tief einatmen.
Ich werde sie im Auge behalten.

Freitag, 19. August 2011

Painting Dreams On Walls






Das war meine Hand. Auf deiner Haut.
Ich erkannte sie: klein, zerbrechlich anmutend... und so weiß, dass sie beinahe durchsichtig schien, was von den durchschimmernden, blauen Adern auf meinem Handrücken noch verstärkt wurde.
Ich versuchte etwas zu fühlen, dich zu spüren... erfolglos.
Wie sollte ich auch!
Ich war schon lange nicht mehr hier.
In Gedanken war ich weit weg, meinen Träumen hinterherjagend...
Wieso musste mir das immer passieren?
Immer wenn ich dachte, dem Glück zum Greifen nahe zu sein, hatte ich das Gefühl, mich selbst zu verlieren...
Hatte ich meine Träume vergessen, aufgegeben, im Austausch für etwas Erfüllung und Sicherheit?
Ich wollte dich SO gern spüren.
Wärme, Nähe...
Ich wünschte ich würde mich leer fühlen, wenn du nicht da bist und dass diese Verzweiflung dann endete, wenn du über meine Türschwelle schrittst.
Ich wünschte, jede deiner Berührungen gäbe mir ein Gefühl des angekommen seins, der Ruhe.
Aber alles, was ich empfand, war der Drang zu fliehen.
War ich einfach unfähig, glücklich zu sein, oder war mir diese Emotion so fremd, dass ich sie nicht erkannte, wenn sie vor mir stand?
Wie konnte ich wissen, ob ich dich will, wenn ich nicht einmal wusste, wer ich bin...
Ich hatte unglaubliche Angst...
Meine Kehle schnürte sich zu, mein Magen verkrampfte sich und das Atmen fiel mir so schwer, als läge eine zentnerschwere Eisenplatte auf meiner Brust.
Ich musste schlucken.
Die Furcht kroch in mir hoch...
Einerseits davor, aus Sicherheitsbedürfnis und Feigheit meine Träume und somit mich selbst aufzugeben...
Und andererseits die, aus Bindungsunfähigkeit das beste in meinem Leben zu verlieren.

Fühlten sich andere auch so verloren und einsam, auf der Suche nach sich selbst, oder war das nur ich?
Wieso konnte ich nicht endlich ankommen, und beginnen, mein Leben zu leben, anstatt ihm hinterherzulaufen...



Samstag, 23. Juli 2011

A Nightmare





Ich habe geträumt...
Ich fiel, tief, unaufhaltsam.
Mein Magen wurde durch die Schwerkraft nach oben gedrückt und fühlte sich an, als hätte er Löcher, durch die der eiskalte, scharfe Wind zog - bevor er durch meinen Rachen nach außen riss und dabei fast meine Innereien mit sich nahm.
Ich griff mit den Armen nach oben, suchte Halt, vergeblich.
Ich erkannte, von wo ich gefallen war.
Eine schwarze, glitzernd-nasse Plattform, auf der ein paar dunkle Gestalten saßen, die ungerührt ihren Beschäftigungen nachgingen.
Ich wusste das waren meine Freunde... oder eher: das waren sie gewesen. nicht mehr.
Der Himmel war veheißungsvoll grau, wie kurz vor einem Gewitter.

Dann war ich in einer Notaufnahme.
Alles war weiß, kalt und glänzend, aus Acryl... auch die Menschen.
Ich hatte wohl den Halt verloren und war noch auf der Plattform aufgeschlagen, bevor ich dann endgültig fiel.
Dabei hatte ich mir Haut, Muskeln und Fleisch von der oberen Halswirbelsäule gerissen.
Das war zumindest das, was ich aus den Gesprächsfetzen der Schwestern und Ärzte rekonstruieren konnte, in den kurzen Phasen, die ich bei Bewusstsein war.
In den kurzen Momenten, bevor mir der unvorstellbare, scharfe, stechende Schmerz so stark auf die Stirn drückte, dass meine Augen von der Last der Pain zugepresst und alles schwarz wurde.
Mein Rücken war offen, voller Blut und Fetzen und dadurch, dass ich nur noch das reine Skelett im Nacken hatte, konnte ich meinen Kopf nicht mehr bewegen.
Heiß, kalt, heiß, kalt, heiß, kalt...
Heißes Blut, das aus mir herausquoll und abkühlte... dann eine neue Welle heißen, dickflüssigen Lebenssaftes, die mich verließ.

Die Ärzte entschieden, dass ich wohl keine Überlebenschancen mehr hatte, und beschlossen deshalb, mich zu "eliminieren"
-  eine neue Methode der Sterbehilfe, in der unheilbar Kranke Menschen bei lebendigem Leib in ihre Einzelteile zerlegt wurden, in einer Art MRT-Scanner, der sich von Schicht zu Schicht vorarbeitete.
Ich konnte nichts sagen, mich nicht bewegen oder irgendwie bemerkbar machen.
Ich konnte nur alles über mich ergehen lassen und zusehen, zuhören, wie andere über mein Schicksal entschieden und mich Stück für Stück zu zerreissen planten.
Auch ich war weiß.
In ein blendend weißes Krankenhaus-Hemd gekleidet... und in Blut und Fetzen meiner Selbst.
weiß-rot. schwarz.
Die Maschine setze an meiner Wirbelsäule an - von da aus war es am leichtesten mich zu schälen, da durch meine tödlichen Verletzungen schon ein Zugang in mein Innerstes freigelegt war.
Der Schmerz war unvorstellbar, wie langsam, Millimeter für Millimeter das Fleisch von meinen Knochen gerissen wurde, bis zur Mitte meines Rückens.
Das war ein Schmerz wie tausend Schmerzen, wie Kratzen an einer Tafel und brechendes Glas und Salz in einer Wunde, wie ein Schiefer unter dem Fingernagel und ein zertrümmerter Fuß, auf dem man um sein Leben laufen muss.... das alles zusammen. Mal eine Milliarde.
Der Schmerz war so stark, ich bildete mir ein er hätte eine eigene Stimme.
Er schrie so laut, kreischend, hoch, unmenschlich, das selbst sein Klang allein Qualen zufügte.
Doch das war nicht der Schmerz.
Das war ich.
"STOP!!!!!"
Mit einer so verzweifelten, halbtot-gepainigten Stimme, dass ich sie nicht einmal selbst erkannte.
So unmenschlich, so grausam.

Der Vorgang wurde sofort abgebrochen.
Meine Überlebenschancen waren nun nicht einmal mehr gleich Null. Eher minus 10.
Ich lag auf dieser weißen Bare, konnte nur meine Augen bewegen und unverständliche Laute von mir geben.
Dennoch war ich erleichtert.
Einfach nur dadurch, dass dieser unerträgliche Schmerz nachhallte, was mir klarmachte, dass er (vorerst) in der Vergangenheit lag.
Jeder Welle übelkeiterrgender Qual gab mir Hoffnung, weil sie nur noch ein Echo waren. Und weil sie nach und nach schwächer wurden.
Ich wurde erst einmal in ein Zimmer gebracht.
Der Mann, den ich liebte, wurde zu mir gelassen.
Er trat ein und ich sah, dass auch er halbtot war.
Mein Anblick zerriss ihn.
Ich erkannte die Schwere meiner Verletzungen, die Hoffnungslosigkeit meiner Situation in seinen Augen.
Aber ich wollte doch Leben.
Jetzt erst recht, da er da war.

Es war a b s o l u t unmöglich.... aber das änderte nichts daran, dass ich versuchte, aufzustehen.
Meine Beine schienen auf einmal nur noch Knochen zu sein, die lose aufeinanderlagen, sie hingen mehr an meinem Rumpf, als dass sie mir Halt boten.
So wie bei diesen Gliedertieren auf den Holzpodesten, die in sich zusammenfielen, sobald man von unten Kraft ausübte.
Ich brach auf dem Boden zusammen und kroch weiter.
Drückte meine Handflächen auf den hellgrauen Linoleum-Boden und zog mich vorwärts.
Immer mit dem stechenden Schmerz meiner im Nacken freiliegenden Wirbelsäule und dem Gefühl, gegen die Kälte anzukämpfen, die sich in mir auszubreiten versuchte.
Die wie ein eiskalter, böswilliger Eisnebel durch meine Wunden in mich hineinzukriechen versuchte.
Ich musste in Bewegung bleiben, denn Stillstand bedeutete Tod.
Ich wusste, dass ich nicht aufgeben würde.
Und solange ich dass nicht tat, konnten sie mich nicht einfach eliminieren.
Wer kämpfte hatte das Recht, weiterzuleben - oder nicht?

Ich wusste, dass das Leben unglaublich lange nicht mehr dasselbe sein würde.
Womöglich nie.
Ich wusste, ich musste unwahrscheinlich aufpassen, weil mir jede zu ruckartige oder falsche Bewegung das Genick brechen würde.
Ich wusste, dass ich viel von ihm verlangte, und ihn um vieles beraubte... da das Zusammensein mit mir nie so unbeschwert und sorglos sein würde, wie mit einer anderen Frau.

Aber all das war nicht so stark, wie mein Wille, weiterzuleben.
Ich wusste, dass ich all das schaffen konnte.
Die Wunden würden langsam heilen, und hässliche Narben hinterlassen.
Aber sie würden mich in Zukunft nicht mehr beeinträchtigen.
Die Schmerzen würden von Tag zu Tag, mit vorauszusehenden Rückfällen, immer leichter werden.
Und eines Tages würde ich wieder erhobenen Hauptes und sicheren Schrittes gehen können.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Good VS. Evil





Solange ich zu abstraktem Denken fähig war, habe ich darüber gegrübelt, w a r u m die Welt existiert, o b sie existiert  und ob ICH existiere. Ich dachte daran, dass Hunde Gerüche sehen können und Menschen nicht, es aber nachweislich Gerüche gibt. Ich dachte daran, dass alle Blinden einen anderen Teil desselben Elefanten ertasteten, aber nicht merken, dass sie nur Details ein und derselben Einheit erkannten. Ich dachte mir, wenn ich sage: "Die Wiese ist grün" und du stimmst mir zu, dann muss das dennoch nicht zwangsweise heißen, dass wir dieselbe Farbe sehen - wir nennen nur denselben Namen.

Ich fragte mich: "Wenn ein Baum in einem Wald umfällt, in dem keiner ist, der ihn hören könnte - macht er dann ein Geräusch?"

Und nach vielen vielen Jahren hatte ich eine Theorie über die Welt. Weitere Jahre vergingen bis ich herausfand, dass auch andere Menschen, Philosophen diese Ansicht teilten und sie sich "Radikaler Konstruktivismus" nennt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus)

Der Radikale Konstruktivismus vermittelt ein Gefühl der Unfassbarkeit, der Ohnmacht, des Unwissens - aber er erweckt auch Forscherdrang, zumindest in mir.
Ich dachte erst ich könnte die Thesen mit einem einfachen Beispiel widerlegen: Wenn ich etwas für Gift halte und ich verabreiche es einem anderen im Geheimen, dann sollte er eigentlich nicht daran sterben, solange er überzeugt ist, dass es sich n i c h t um Gift handelt. Weil es ja nur in meiner Realität toxisch ist, in seiner aber nicht. ABER: Wenn man die Thesen ganzheitlich annimmt, gibt es keinen Anderen, da jede Person in meinem Leben nur ein Konstrukt meiner Wahrnehmung und meiner Sinne ist. Das heißt, dass mein Gegenüber doch sterben müsste, weil ich glaube, dass er stirbt und ich entscheide, was mit ihm passiert.

Die Ohnmacht bei dieser Ansicht liegt daran, dass wir wahrscheinlich nie wirklich erkennen können, ob es eine einzig wahre Realität gibt oder ob alles, was wir kennen nur Produkt unserer Phantasie ist.

Aber ich erkenne auch ein enormes Potential. Wenn alles, was für mich existiert nur ein Konstrukt meiner Wahrnehmung und geistigen Konstituion ist, dann hieße das ja, dass ich meine Umwelt nach belieben modellieren kann. WIE das vonstatten geht, müsste man natürlich erforschen. Allerdings gibt es schon Hinweise, die in diese Richtung deuten. (self-fullfilling prophecies)

Als Konsequenz ist mir noch eine sehr befriedigende (aber auch beunruhigende) Vorstellung gekommen. Wenn unsere Welt, unsere subjektive Realität wirklich unser Innerstes widerspiegelt, also eine Projektion unserer geistigen Konstitution darstellt, dann bedeutet das, dass schlechte Menschen auch in einer schlechten Welt leben und Gute in einer guten. Denn ein verdorbener Geist kann um sich nur eine genauso verdorbene Welt erschaffen. Folglich müssten wir uns nicht mehr an solchen Individuen rächen, sondern sie eher bemitleiden, da sie sich durch ihre Persönlichkeit ihre persönliche Hölle im Diesseits schaffen.
Allerdings müsste man hier wieder die Kausalität untersuchen: Gilt der Spruch "böse ist, wer Böses tut" oder wird der böse, dem schlechtes widerfahren ist?

Man könnte nun daran verzweifeln, dass es womöglich keinen der von uns geliebten Menschen wirklich gibt, dass es uns SELBST möglicherweise gar nicht gibt.
Man kann sich allerdings auch dafür entscheiden - und das gelingt mir mittlerweile, Gott sei Dank, im Großteil der Fälle - dass es eigentlich total egal ist. Die Welt, wie wir sie kennen, jeder einzelne für sich, birgt natürlich Trauer und Leid, aber auch Freude und Liebe. Diese Emotionen können wir SPÜREN, sie lösen Reaktionen in uns aus. Und das macht sie real, zumindest real genug. Letzendlich ist es egal, ob der Grund dafür wirklich existent ist.

Ich habe mich entschieden, an die Dinge zu glauben, die mir gut tun.

Mittwoch, 1. Juni 2011

My SOUL






Meine Seele.

Meine Seele ist so tief, dass ich manchmal darin zu ertrinken befürchte.
Sie ist so wild, dass ich Angst habe sie reisst mich in Stücke. 
Sie ist so schwer, dass sie mich mit sich in die Tiefe zieht.

Meine Seele ist alt.

Meine Seele ist so alt, dass ich mich im Hier und Jetzt deplaziert fühle.
Sie ist so weich, dass alles und jeder auf ihr Spuren hinterlässt.
Sie ist so schwarz, dass ich nicht mehr sehen kann, wohin ich gehe.

Meine Seele ist unberechenbar.

Learned Helplessness





Das ist es also.
Sie lies mich die Einzelheiten und Symptome beschreiben und dann kam ich selbst drauf: ein Paradebeispiel für erlernte Hilflosigkeit - also ich. Na toll. Scham und Selbstzweifel. Und Wut. Also war ich wie dieser Hund. Der in dem Käfig, der immer wieder einen Stromschlag bekam und keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren oder auszuweichen. Der dann irgendwann resignierte, sich auf den Käfigboden legte und sich schocken lies; immer und immer wieder.
Auch das noch.
Also ob die Wahrnehmungsdiffusion, das schwarz-weiß-Sehen, die unsichere Bindung, der Dopaminmangel, die Schlafstörungen, die Panikattacken, der Kontrollzwang und der ganze Rest nicht genug wären.
Mehr Wut.
Aber was konnte ich dagegen tun?
(Mal abgesehen davon, dass das schon wieder eine Sache war, die ich mit Mühe lernen musste, wohingegen sie bei anderen Menschen ganz automatisiert ablief. Frustration.)
Ich war schon so darauf konditioniert, Wut in Trauer und Selbstaggression zu verwandeln, dass es mir kaum mehr möglich war zu erkennen, in welchem Moment der Depression ich ursprünglich wütend gewesen war.
Weil ich mit den Jahren gelernt hatte, dass es mich nicht weiter brachte wütend zu sein, da ich an meiner Situation nichts ändern konnte. Da meine Meinung und Wünsche irrelevant waren.                        Dachte ich.
Aber mittlerweile wusste ich, dass ich stark sein muss, stark sein KANN.
Allein an alle Situationen, Dinge und Beziehungen zu denken, die mich eigentlich wütend machten und mir zuwider waren, war furchteinflößend. Wenn ich mir das alles eingestand, hatte das zur Folge, dass ich so viel ändern, so oft meine Stimme erheben und riskieren musste, in einen Konflikt zu geraten.
Aber so ist das wohl, wenn man für sich selbst kämpft. Und ich hatte einiges nachzuholen.
Ich musste Dinge in Frage stellen, die zu verlieren ich nicht bereit war. Auch wenn ihr Erhalt mich größtenteils unglücklich machte...

Ich entschied mich für den Kampf - den langen, harten Weg. Mal w i e d e r.
Raus aus der Hilflosigkeit.
Vielleicht konnte man den Strom ableiten oder damit à la Macgyver die Türscharniere sprengen?

Und allein diese Entscheidung gibt mir jetzt schon Kraft und Mut.
Es geht bergauf, immer mehr. Es ist anstrengend und schwer und es tut weh.

Es tut SO weh.

Aber es geht bergauf.

Mittwoch, 6. April 2011

Dissoziation





Nebelschwaden lichten sich, Sonnenstrahlen blenden mich.
Wo bin ich? Wer bin ich? Ich bin ich.
Ich bin bei dir. Wer bist du?
Du bist mein Freund. Dein Name ist x. Wir sind seit y Jahren zusammen. Wir sind glücklich.
Autobiografisches Faktenwissen, das mir bekannt ist, welches ich aber nicht gelebt habe, ich habe es weder gesehen noch gefühlt... nicht er-lebt.
Das ist wieder einer dieser Momente.
Ich erinnere mich, es gab schon mehrere seiner Sorte.
Diese erleuchteten Momente der klaren Erkenntnis meines Daseins, die den bitteren Beigeschmack der unvermeidbaren Vergänglichkeit tragen.
Ich werde panisch.
Ich will nicht wieder zurück in diesen grauen Nebel, der alles Licht erstickt und jedes Geräusch, jedes Gefühl, alles Leben mit sich ins Nichts zieht und mich vom Erleben isoliert zurücklässt.
Ich bewege meinen Körper, versuche herauszufinden, wo ich beginne und wo ich ende. 
Vielleich kann ich länger ein Teil der Realität bleiben, wenn ich mich selbst spüre, wenn ich spüre wie mein Körper verbunden ist mit dieser Umwelt, die mir so selten bewusst wird. Ich will nicht gehn, ich will LEBEN, aktiv, spürbar... mit DIR, nicht parallel zu dir. Ich will keinen Moment mehr verpassen, keine Erinnerung missen.
Ich klammere mich an jeden Sinneseindruck. Ich lausche, den Atem flach, um ja keinen Ton zu verpassen. Ich fühle, wo meine Haut die Welt berührt. Ich sehe in das Licht, wenn es mich blendet ist es wirklich existent. Ich fülle meine Lungen mit frischer Luft, es fühlt sich an wie der erste Atemzug nach einem Tauchgang. Ich küsse dich, schmecke dich, spüre dich, flehe dich an, mich in deinen Armen zu halten, festzuhalten, in dieser Welt.
Doch egal, wie sehr ich mich bemühe...
Nach wenigen Minuten kriecht der unbarmherzige Nebel wieder meine Beine hoch, lässt mich nicht mehr erkennen, ob ich noch auf dieser Erde wandle oder in grauen Sphären schwebe. Er dämpft die Geräusche, wattiert jedes Gefühl und verdunkelt das Licht.
Ich sehe dir noch ein letztes Mal in deine eisblauen, tiefgründigen Augen...
Bis nichts mehr übrig bleibt als milchiges, graues Nichts. 
Nichtmal die Erinnerung an diesen kurzen Moment der Erleuchtung und des Lebens.


Montag, 28. März 2011

erste Versuche mit meiner neuen Cam





Nur, weil ich mich viel mit dem Tod beschäftige, heißt das nicht, dass ich nicht gern lebe. Manch einer fühlt sich lebendiger, wenn er sich die Endlichkeit seines irdischen Daseins bewusst macht.








Sie leisten mir schon seit knapp 10 Jahren treue Dienste. Marten's <3






Und so, wie du, auf für dich ungeeignetem Boden, gedeihst, werde ich mich nicht durch die Widrigkeiten des Lebens von meiner Bestimmung abhalten lassen.



Freitag, 25. März 2011

One in a Million




Ich sehe auf einen großen, öffentlichen Platz herab. Viele Menschen drängen sich aneinander vorbei, sie bilden eine wabernde, pulsierende Masse. Ich suche nach jemandem, nach einer jungen Frau. Es ist kaum möglich, einzelne Menschen in der Menge auszumachen. Ich weiß nicht einmal, wonach ich suche, ich tappe im Dunkeln, nein, im Chaos, ohne einen Anhaltspunkt. Wer ist sie? Wie werde ich sie erkennen?
Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe, ich warte auf ein Zeichen. Und dann... ist da eine Aura, ein Licht, das den Drang nach Individualismus und Entfaltung ausstrahlt. Es flackert, wie eine Flamme, scheinbar unsicher im Wind. Aber dennoch ist es sichtbar, fast spürbar. Ich versuche es zu fokussieren, durch den Schein die Frau zu erkennen... Endlich wendet sie sich um und... und... ich erkenne sie!

Sie ist ICH, ICH BIN SIE...

War es das? Konnte dies tatsächlich der Grund sein, für den tief verwurzelten Wunsch in mir, anders zu sein? War die Abgrenzung von meinem Mitmenschen deshalb so wichtig für mich, weil ich mich selbst so wenig kenne und mich deshalb nur in der Menge finden kann, wenn ich mich von den Anderen abhebe?

Mittwoch, 16. März 2011


Your existence makes me brave.
Even when you're not with me,
I know that there is something
Which is worth standing everything.

And I care about nothing but YOU.

2009, Lenore

I want to be the one you always want to be with
I want to be the one you'll never have to tell "sorry"
I want to be the one you yell at when you're angry
I want to be the one you'll always forgive
I want to be the one who doesn't expect anything in return

I want to be the one to love you
I want to be the one you love.

14.04.09, Lenore


If two persons can see the same moon-
can they really be so far apart?


"I guarantee that we'll have though times and I guarantee that at some point one or both of us will want to get out. But I also guarantee that if I don't ask you to BE MINE, I'll regret it for the rest of my life 'cause I know in my heart you're the only one for me."